Kalkfarbe Natürlicher Anstrich gegen Schimmel

Kalkfarbe ist haltbar und wirkt keimtötend. © VRD - Fotolia.com

Kalk ist einer der ältesten Anstrichstoffe der Menschheit. Seit einigen Jahren wird er wieder vermehrt von Bauherren, nicht nur bei der Sanierung historischer Bauten, sondern auch im Zuge des wohngesunden Bauens, nachgefragt. Die Kalkfarbe ist sehr haltbar, was viele historische Bauten heute noch zeigen. Zudem ist sie emissionsfrei, dampfdiffussionsoffen, Feuchte regulierend und sorgt für ein gesundes Raumklima. Der mineralische, stark alkalische Anstrich ist außerdem dafür bekannt, gegen Keime und Schimmelsporen wirksam zu sein, da er mit einem ph-Wert von ca.12 keimtötend und desinfizierend wirkt.

Anwendung

Kalkfarbe kann sowohl aus Sumpfkalk, als auch aus pulverförmigem Kalkhydrat hergestellt werden. Beides entsteht durch Brennen und Löschen des Kalkes. Genaueres über den so genannten Kalkkreislauf, Sumpfkalk,  Luft- und hydraulischen Kalk erfahren Sie hier.
Grundsätzlich wird Kalkfarbe im Innen- und Außenbereich eingesetzt. Um die Witterungsbeständigkeit zu erhöhen, kann der Farbe Weißzement oder Kasein zugefügt werden. Auch eine Beimengung von maximal 3 Prozent Dispersion wäre möglich.
Wichtig bei der Verarbeitung ist das Vor- und Nachnässen der Wände, das einen wesentlichen Bestandteil der richtigen Verarbeitung der Farbe darstellt. Das Carbonatisieren des Kalkes an der Luft, (die Farbe bindet durch die Aufnahme von CO2 aus der Luft ab), braucht Zeit. Der Anstrich darf nicht zu schnell trocknen. Er muss daher vor Sonneneinstrahlung geschützt und nötigenfalls mit nassen Tüchern verhängt oder feucht besprüht werden. Eine Alternative kann hier so genanntes dispergiertes Weißkalkhydrat darstellen. Dieses Kalkhydrat wird nicht eingesumpft, sondern stark zermahlen, was die Carbonatisierungsgeschwindigkeit erhöht.

Farbauftrag

Da Kalkfarbe sehr schnell an der Oberfläche abbindet, entstehen leicht Pinselabsätze. Um dies zu vermeiden, muss die Farbe relativ schnell im Nass-in-Nass-Verfahren, am besten im Kreuzgang, aufgetragen werden. Außerdem ist es wichtig, gerade stark pigmentierte Farbe immer wieder umzurühren, um die Pigmente ausreichend zu verteilen. Aufgetragen wird die Farbe am besten mit einer leichten Bürste mit dichten Borsten. Wenn die Oberfläche stark saugt, sollte diese immer wieder mit Wasser besprüht werden, um ungewollte Absätze zu vermeiden.
Eine sehr dünne, milchige Kalkfarbe kann auch als Kalklasur aufgetragen werden. Sie wird in mehreren Schichten, beispielsweise in verschiedener Farbigkeit, auf die Wand aufgebracht. Bei der so genannten Kalkglätte wiederum wird der Kalk durch Füllstoffe wie Marmormehle oder feine Sande ergänzt und in einer eher pasteusen Konsistenz aufgetragen.
Grundsätzlich muss jedem Anwender und Bauherren klar sein, dass eine mit Kalkfarbe gestrichene Wand eine natürliche Unregelmäßigkeit aufweist. Nicht zuletzt macht das ihren Charme aus.
Egal, ob der Laie selbst die Farbe aufbringt oder eine Fachfirma beauftragt wird, ist es sinnvoll, eine Probefläche anzulegen. Beim Arbeiten mit Kalk sollten Schutzbrille und Handschuhe getragen werden.

Untergrund

Wichtig ist natürlich auch der Untergrund, auf den die Kalkfarbe aufgetragen werden soll. Optimal sind mineralische Untergründe wie Kalk- oder Lehmputz, Beton oder Kalksandstein. Soll auf Tapeten oder Dispersionsfarben gestrichen werden, müssen diese grundiert werden. Alle Flächen müssen sauber und frei von trennenden Schichten wie Öl oder Ruß sein. Ideal ist, wenn der Putzuntergrund noch feucht ist, da sich dadurch Farbe und Untergrund ideal miteinander verbinden. An sich ist es grundsätzlich vorteilhaft, ihn vor dem Streichen vorzunässen. Werden allerdings Fertigprodukte mit beispielsweise Ölen oder Harzen verwendet, haften diese wiederum nicht auf feuchtem Grund. Hier müssen die Herstellerangaben beachtet werden. Soll der selbstgemischten Farbe Leinöl beigemischt werden, um Streichfähigkeit und Wischfestigkeit zu erhöhen, darf auch dies erst nach dem ersten Anstrich passieren.

Rezepturen

Kalk wird selten in seiner reinen Form verwendet. Meistens werden der Farbe weitere Stoffe, unter anderem Gips, Eiweiße, Öle oder auch Quark (Kalkkaseinfarbe) beigemischt. Zucker sorgt beispielsweise für schnell härtende Kalkoberflächen und erhöht die Abriebbeständigkeit, Öl, wie beschrieben die Streichfähigkeit und Wischfestigkeit.
Kalk ist übrigens Bindemittel und Pigment in einem. Soll die Wand aber gar nicht weiß, sondern farbig werden, kann mit Trockenpigmenten oder Pasten abgetönt werden. Wichtig ist, dass diese kalkecht, also alkali-, säure- und lichtbeständig sind, wie beispielsweise Eisenoxide. Auf Grund der so genannten Farbsättigungsgrenze des Kalkes können allerdings nur anteilig begrenzt Pigmente zugegeben werden.