Lehmputz Gesundes Raumklima mit Lehm

Lehmputz erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Durch seine positiven bauphysikalischen und baubiologischen Eigenschaften sorgt Lehmputz für natürlichen Wohnkomfort und ein gesundes Raumklima. Lehmputz ist dampfdurchlässig und wirkt somit regulierend auf Wärme- und Feuchtehaushalt. Zudem verfügt er über eine besondere Wärmespeicherfähigkeit, so dass die Räume im Sommer kühl und im Winter warm wirken.

Zusammensetzung von Lehmputz

Lehmputz besteht aus Lehm (Mischung aus Sand, Schluff und Ton), Pflanzenfasern (z.B. Stroh oder Miscanthus) und mineralischen Zuschlägen (z.B. Bims). Je gröber die Zuschlagsstoffe, desto dicker können die Lehmputzschichten bei einem Auftrag ausfallen (bis ca. 35mm).

Lehmputze werden als Trockenmischungen angeboten und müssen nur noch mit Wasser angerührt werden.

Die Farbe erhält der Lehmputz meist ausschließlich über die natürliche Farbgebung der verwendeten Tonerden. Da es bei unterschiedlichen Gebinden zu geringfügigen Farbabweichungen kommen kann, sollte insbesondere bei nicht pigmentierten größeren Flächen die erforderliche Menge an Lehmputz vor Arbeitsbeginn trocken gemischt werden.
Es gibt allerdings auch Hersteller, die pigmentierte Lehmputze anbieten, was eine deutlich breitere Farbpalette ermöglicht.
Alternativ kann die fertige Lehmputzoberfläche auch mit einer Lehmfarbe gestrichen werden.

Vorbereitung des Untergrunds

Grundsätzlich gilt, dass der Untergrund für einen Lehmputz fest, tragfähig, saugfähig und staubfrei sein muss. Ganz wichtig ist, dass der Untergrund ausreichend rau und damit griffig ist. Anders als andere Putzarten geht Lehmputz nämlich keine chemische Verbindung mit dem Untergrund ein. Die Haftwirkung ist ausschließlich mechanischer Natur. Löcher und Risse werden mit Spachtelmasse verfüllt. Je nach Untergrund kann hierzu Lehmunterputz verwendet werden.

Lehmputz auf Mauerwerk

Ideale Untergründe sind Stampflehm, gemauerte Lehmsteine und Mauerziegel aus Ton. Sie weisen ähnliche physikalische Eigenschaften wie der Lehmputz auf, insbesondere im Hinblick auf Dampfdiffusionsfähigkeit, Ausdehnungsverhalten bei unterschiedlichen Temperaturen und Oberflächenbeschaffenheit. Dies garantiert, dass Untergrund und Putz eine intensive und dauerhafte Verbindung eingehen. Auf diese Materialien kann direkt der Unterputz aufgebracht werden. Bei stark saugenden Tonziegeln kann die Vorbehandlung mit einer Lehmhaftschlämme oder einem Haftgrund (siehe unten) sinnvoll sein.

Ebenfalls sehr gut als Untergrund geeignet sind kleinformatige Kalksandsteine mit Mörtelfuge. Großformatige oder geklebte Kalksandsteine sollten hingegen mit einem Haftputz auf Kalkbasis oder einem Vorspritzmörtel vorbehandelt werden. Möglich ist auch die Behandlung mit einer Haftgrundierung auf der Basis von Quarzsand mit Kasein oder Silikaten.

Armierungsgewebe für inhomogene Untergründe

Besteht der Untergrund aus unterschiedlichen Materialien (z.B. Mischmauerwerk), muss ein Gewebe in den Putz eingearbeitet werden. Es verhindert, dass sich später Risse im Putz bilden können. Am einfachsten zu verarbeiten und am günstigsten ist Armierungsgewebe aus Kunststoff. Es gibt aber auch Gewebe aus Jute, Flachs oder Hanf. Einen Kompromiss stellt Glasgewebe dar. Dabei handelt es sich um Glasseidengarn, dass mit einem Polymer ummantelt ist.

Grundsätzlich wird das Gewebe nicht unter sondern auff die Lehmputzschicht aufgebracht und dann in den Putz eingerieben. Anschließend werden nach der Zwischentrockung weitere Schichten aufgebracht.

Lehmputz auf Holz

Lehmputz und Holz passen sehr gut zusammen. Allerdings ist die Holzoberfläche (auch sägerauhes Holz) zu glatt, und gibt dem Lehmputz nicht genügend Halt. Aus diesem Grund muss auch hier ein Armierungsgewebe aufgetragen werden. Seit Jahrhunderten hat sich hier Schilfrohr bewährt. Es wird in Form von Schilfrohrmatten auf das Holz getackert und sorgt dafür, dass sich der Putz in den Zwischenräumen „Verkrallen“ kann. Mit dieser Technik können sowohl flächige Holzwände (z.B. OSB-Platten) als auch Holzbalken mit Lehm verputzt werden.

Vorbereitung problematischer Untergründe

Sowohl stark saugende, als auch nicht saugende und glatte Untergründe sind ohne weitere Vorbereitung nicht für Lehmputz geeignet. Bei stark saugenden Untergründen (z.B. Mauerziegel,  Kalkputz) kann es ausreichen, diese gleichmäßig mit Wasser anzufeuchten. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann solche Untergründe mit einer Lehmhaftschlämme (z.B. bei Mauerziegeln aus Ton oder raugeschaltem Beton) oder mit einer Haftgrundierung auf Basis von Quarzsand mit Kasein oder Silikaten (Wasserglas) vorbehandeln.

Eine besondere Herausforderung sind Untergründe aus Gips. Dazu zählt einerseits Gipsputz und andererseits Gipskarton- bzw. Gipsfaserplatten. Sie sind nicht nur sehr glatt, sondern weisen zudem komplett andere bauphysikalische Eigenschaften als Lehmputz auf. Hauptproblem ist der Umstand, dass Lehmputz bei der Trocknung die Feuchtigkeit nicht nur an die Raumluft, sondern auch in Richtung Untergrund abgibt, was ein Aufquellen des Gipses zur Folge haben kann. Bei den Gipskartonplatten kommt es im schlimmsten Fall sogar zu einem Wellen der Platten.

Um dies zu verhindern muss eine absperrende Schicht zwischen Gips und Lehmputz aufgetragen werden. Dies kann durch einen Sperrgrund (Haftgrundierung aus Quarzsand) erfolgen. Die absperrende Wirkung ist dabei umso größer, je dicker die Schicht aufgetragen wird, denn auch Sperrgrund ist noch immer zu einem gewissen Grad diffusionsoffen. Grundsätzlich gilt, je dicker die Lehmputzschicht sein soll, desto dicker muss auf solchen Untergründen auch die Sperrschicht sein.
Da Sperrgrund kein baubiologisch sinnvolles Material ist empfiehlt es sich, auf Gipsuntergründen nur eine dünne Sperrschicht und eine dünne Lehmputzschicht aufzutragen. Unter Umständen ist sogar zu erwägen, in diesem besonderen Fall statt einem mehrlagigen Lehmputz nur einen dünnen Lehmstreichputz zu verwenden.

Anwendung von Lehmputz

Auf den so vorbereiteten Untergrund kann dann der eigentliche Putz aufgebracht werden.

Lehmputz kann entweder mit einer Kelle aufgetragen oder aufgespritzt werden. Nach einer Antrockenzeit von bis zu einigen Stunden (je nach Untergrund) wird die Oberfläche mit dem Schwammbrett gleichmäßig gerieben und ist fertig. Durch die Verwendung von Filz-, Kunstoff- Holzbrett oder Glätter bieten sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten.

Wichtig ist, jede Lehmputzschicht komplett durchtrocknen zu lassen. Andernfalls würden sich im Unterputz entstehende Risse bis in die sichtbare obere Putzschicht fortsetzen.

Lehmunterputz

Als Lehmunterputz wird ein Lehmputz mit gröberer Struktur bezeichnet. Ein solcher Putz kann in dickeren Schichten aufgetragen werden, was insbesondere bei unebenen Untergründen hilfreich ist. Es gibt spezielle Lehmunterputze mit Pflanzenfasern von bis zu 30mm Länge, die eine Auftragsstärke von bis zu 35mm ermöglichen.

Grundsätzlich muss nicht zwischen Lehmunterputz und Lehmoberputz unterschieden werden. Lehmputze mit einer Pflanzenfaserlänge von bis zu 10mm eignen sich sowohl als Lehmunterputz als auch als Lehmoberputz.

Lehmoberputz

Soll die Oberfläche besonders glatt sein, so muss ein besonders feiner Lehmoberputz verwendet werden. In diesem Putz sind nicht nur die Pflanzenfasern besonders kurz, auch der im Lehm enthaltene Sand weist sehr geringe Korngrößen auf (bis 0.6mm). Während Lehmunterputze mehrlagig aufgebracht werden können, werden feine Lehmoberputze in der Regel nur einlagig aufgebracht.