Strohballenbau Ein Strohballenhaus bauen

Foto: Stefan Kracht www.sandbaghouse.com

Warum ein Strohballenhaus?

Vor allen Dingen überzeugt das Baumaterial durch seine sehr guten ökologischen Eigenschaften: Stroh ist ein regional und schnell nachwachsender Rohstoff und wie Holz CO2-neutral. Zudem muss für die Herstellung der Ballen sehr wenig Energie aufgewendet werden, etwa 100 mal weniger als für die Herstellung von Mineralwolle oder Polystyrol. Am Ende ihrer Lebenszeit sind die Strohballen vollständig abbaubar. Das ist auch möglich, da sie ohne chemische Zusätze verbaut werden. Die typische Kombination im Strohballenbau mit Holz, Lehm- und Kalkputz sorgt außerdem, insbesondere durch die Feuchte regulierende Wirkung des Lehms, für ein gesundes und angenehmes Raumklima.

Die Wärmedämmeigenschaften der Strohballen sind so gut, dass bei einer Wandstärke von 40 bis 50 Zentimetern auch der Passivhausstandard erreicht werden kann.

Die Konstruktion

Grundsätzlich sind im Strohballenbau zwei verschiedene Konstruktionstechniken möglich: Entweder die Strohballen selbst nehmen, wie überdimensionierte Mauersteine, die Last auf oder die Last wird durch ein Holzständerwerk aufgefangen, während die Strohballen in den Gefachen den Raum abschließen und als Wärmedämmung fungieren. Die Last tragende Variante ist allerdings nur für ein- bis eineinhalbgeschossige Gebäude möglich und in Deutschland nur mit einer Einzelfallgenehmigung zugelassen. Stärker durchgesetzt hat sich das Konzept des Holzständerwerks. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass zunächst das Gerüst mit Dach fertig gestellt werden kann und die Strohballen dann vor Regen geschützt eingebracht werden. Bei beiden Varianten müssen die Strohballen zügig verputzt werden, um schnell einen Schutz gegen Feuchte und Ungeziefer zu erhalten.

Schutz vor Feuchtigkeit

Der größte Feind der Strohballen ist nämlich Feuchtigkeit. Um Schimmelbildung zu vermeiden, sollte neben einem ausreichenden Dachüberstand auf der Wetterseite eine vorgehängte Fassade das Material gegen Schlagregen schützen. An der übrigen Fassade kann der Lehmputz durch eine oberste Schicht Kalkputz ergänzt werden. Auch aus dem Innenraum darf keine Feuchtigkeit in die Strohballen gelangen. Daher sollte der Aufbau dampfdiffusionsoffen und luftdicht sein. Die Luftdichtheit ist durch den Lehminnenputz gegeben, sofern er rissfrei aufgetragen wird und besonders die Übergänge zu den Holzbauteilen sehr sorgfältig ausgeführt werden.

Die Putzschicht erhöht außerdem die Brandschutzklasse. Die verpressten Strohballen an sich werden in die Kategorie „normal entflammbar“ eingestuft. Je nach Dicke der Putzschicht kann die gesamte Wand auch die Brandschutzklasse F90 erreichen.

Fachleute im Strohballenbau

Häufig sind es Zimmereien, die sich auf Strohballenbau spezialisiert haben. Fachbetriebe aus ihrer Region können Bauherren beispielsweise über den Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V.  finden. Sinnvoll ist auch, sich einen Architekten zu suchen, der Erfahrung mit Strohballenbau hat. Dieser kann bereits bei der Planung beurteilen, ob die Wünsche der Bauherren mit dem Strohballenbau vereinbar sind. Zudem kennt er sich am besten mit dem Baugenehmigungsverfahren aus.

Das Bauen mit Strohballen ist übrigens besonders selbstbaufreundlich. Es ist gefahrlos und leicht erlernbar, allerdings auch sehr zeitaufwändig. Je mehr helfende Hände anpacken können, umso besser. Selbstbauer können sich durch Fachkräfte anleiten lassen und sollten vorab einen Workshop oder ein Strohballenbau-Seminar besucht haben.