Jutedämmung Wärmedämmung aus Jute

Aus alt mach neu! Durch Upcycling entstehen aus Jutesäcken natürliche Dämmstofffaser. © Thermo Natur GmbH & Co. KG

Ein Naturdämmstoff, der insbesondere unter dem Aspekt des Upcycling interessant ist, ist Jute. Hierfür werden die Jutefasern alter Kakao- oder Kaffeesäcke so aufgearbeitet, dass sie zu Dämmmatten, -vliesen oder -platten weiterverarbeitet werden können. Je nach Zusammensetzung des Dämmmaterials bilden die Fasern dabei entweder die Dämmung selbst oder dienen der Stabilisierung beispielsweise von Holzfaserdämmplatten.

Günstiges Material mit guten Dämmwerten

Schon länger bekannt sind Dämmmatten aus einer Kombination von Hanf- und Jutefasern. Hierbei kann die Jute einen Anteil von nur 30, aber auch von etwa 70 Prozent haben. Relativ neu sind Matten, bei denen mit einem Anteil von 95 Prozent ganz auf zusätzliche Hanffasern verzichtet wird. Mit einem Lambdawert von 0,038 W/mK erreicht die Jutedämmung sehr gute Dämmwerte. Ebenso hervorzuheben ist die gute Wirkung gegen sommerlichen Hitzeschutz durch eine hohe Wärmespeicherkapazität. Gegenüber einer Hanfdämmung, die vergleichbare Werte erreicht, ist eine Jutedämmung günstiger.
Man sollte beim Hersteller übrigens erfragen, ob zuvor Kaffee oder Kakao in den Säcken transportiert wurde, da Kakao unter Umständen einen stärkeren Geruch in den Fasern hinterlassen kann.

Herstellung der Jutedämmung

Um aus den Säcken das Rohmaterial für die Dämmstoffe zu gewinnen, werden diese zunächst in einer Reißerei zerkleinert. Im Anschluss werden die Fasern mit Hilfe von Soda gereinigt und gleichzeitig für den Brandschutz gerüstet. Das Soda fungiert dabei sowohl als Seife, als auch als Brandschutzmittel. Schließlich müssen die aufbereiteten Fasern zu einem Vlies verarbeitet werden. Hierbei dienen PET-Biko-Fasern (Polyethylenterephthalat, bekannt von PET-Kunststoffflaschen) oder auch PLA-Biokunststofffasern (Polymilchsäure) als Stützfasern. Sie werden mechanisch miteinander verbunden und durch Hitze verschmolzen.

Der Rohstoff, also die Jutefasern der Jutesäcke, stammen von der Corchoruspflanze, vorwiegend aus der Region des Ganges-Delta in Bangladesch und Indien. Für die Gewinnung der eineinhalb bis zwei Meter langen Bastfasern aus den Stängeln der Pflanze werden diese nach einem Röstvorgang herausgelöst, gewaschen und getrocknet.

Typische Anwendungsbereiche

Die Dämmmatten und Vliese können einfach und unproblematisch verarbeitet werden. Das Material lässt sich sehr gut schneiden und einpassen. Ein Mundschutz oder andere Schutzkleidung ist für die Verlegung nicht notwendig.
Sehr gut geeignet sind die flexiblen Matten für die Dachdämmung, egal, ob als Aufsparren-, Untersparren- oder Zwischensparrendämmung. Aber auch Holzbalkendecken, Außen- und Innenwände in Holzbauweise oder die Außendämmung von Wänden mit Hinterlüftung sind denkbar.
Stopfwolle aus Jute fungiert weniger als Dämmstoff denn als Dichtungsmaterial, beispielsweise an den Fugen von Fenstern und Türen.
Auch Holzfaserplatten werden mit einem geringfügigen Anteil von Jute angeboten. In diesem Fall ist die Aufgabe der Jutefasern, den Platten eine höhere Stabilität zu verleihen. So können diese problemlos auch in größeren Längen verarbeitet werden.

Jute-Qualitäten: Wohngesundheit und Ökologie

Der schnell nachwachsende Naturdämmstoff gilt als schadstofffrei, gesundheitlich unbedenklich und ist biologisch abbaubar. Jute ist als Dämmmaterial resistent gegen Schimmel und auch für Insekten und Nager uninteressant, da sie nicht ihrem Nahrungsspektrum entspricht. Die Jutefaser kann sehr gut Feuchte aufnehmen und wieder abgeben und sorgt so für ein gesundes Raumklima.
Die verwendeten Jutesäcke, mit denen Kaffe und Kakao nach Europa geliefert wurde, wurden bislang hier verbrannt oder deponiert. Jetzt kann aus ihnen ein Naturdämmstoff mit kurzen Transportwegen gefertigt werden.

Übersicht

Faserlänge Faserbündel bis 300 cm (ca. 20 Einzelfasern); Einzelfaser etwa 2 mm
Faserdurchmesser 2,4 µm (Zelle)
Elastizitätsmodul 17,3 N/mm2
Festigkeit 40,3 cN/tex
Bruchkraft 1,2 N
Produkt Taue, Seile, Kordeln