Holzwerkstoffplatten Von Multiplex bis OSB-Platte

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Bei der Herstellung von Holzwerkstoffplatten werden Furnierhölzer, Holzspäne oder Holzfasern miteinander verklebt oder verpresst. Dabei können die Unregelmäßigkeiten des Holzes, wie Quellen, Schwinden oder Verwerfen sehr gut homogenisiert werden. Holzwerkstoffplatten sind ast- und wuchsfehlerfrei, verfügen in allen Plattenebenen über die gleichen Eigenschaften und können großflächig produziert werden. Zudem sind Holzwerkstoffplatten preiswerter als Vollholz.

Die große Menge unterschiedlicher Holzwerkstoffplatten lässt sich in mehrere Kategorien unterteilen: Es gibt die Gruppe der so genannten Lagenwerkstoffe wie Sperrholz- oder Schichtplatten, Spanwerkstoffe, Faserwerkstoffe, Holzwerkstoffplatten aus Vollholz und mineralisch gebundene Holzwerkstoffplatten.

Lagenwerkstoffe: Multiplex- und Tischlerplatte

Sperrholzplatten gehören zu den Lagenwerkstoffen und sind in Schichten aufgebaut. Die aufeinander und kreuzweise zur Faserrichtung gegeneinander geleimten Holzlagen sorgen für hohe Festigkeit und Stabilität. Am bekanntesten sind die Multiplex- und die Tischlerplatte. Die Multiplexplatte ist eine spezielle Furniersperrholzplatte, die aus mindestens fünf Schichten Furnier besteht und eine Mindestdicke von 12 Millimetern aufweist. Angewendet werden Sperrholzplatten typischer Weise als großflächige Konstruktionselemente für die Aussteifung von Holzkonstruktionen und tragenden Wänden.
Bei der Tischlerplatte handelt es sich um ein Stab- oder Stäbchensperrholz aus mindestens drei Schichten, wobei die Mittellage aus Leisten besteht, die quer zu den Deckfurnieren für eine hohe Tragfähigkeit sorgen. Sie wird in erster Linie im Möbelbau verwendet.
Sehr schwer, aber auch sehr stabil und mit hoher Tragfähigkeit sind die so genannten Siebdruckplatten, die einseitig mit einer gitterartigen, abriebfesten Oberfläche aus Duroplast versehen sind.

Spanplatten OSB-Platte

Bei den für die Spanplattenherstellung erforderlichen Säge- und Hobelspänen handelt es sich um Abfallprodukte der Holzindustrie oder um Frischhölzer aus der Durchforstung. Sie werden durch Verpressen mit Klebstoffen hergestellt. Die Struktur ist dadurch kleinteilig und ungerichtet. Eine Ausnahme bildet allerdings die OSB-Platte. Die Abkürzung steht für Oriented Strand Board, also eine gerichtete Struktur. 70 Prozent der Fasern verlaufen dabei in Längs- und 30 Prozent in Querrichtung. Die Festigkeit ist dadurch doppelt bis dreifach so hoch wie bei einer normalen Spanplatte.
Typische Anwendungen sind aussteifende Beplankungen von Wänden, Böden, Decken oder Dächern oder als Trockenestrich im Fußbodenaufbau. OSB-Platten werden wegen ihrer markanten Optik auch gerne sichtbar gelassen.

Die GFM-Platte

Eine baubiologische Alternative zu Holzrahmen- und Holztafelbau: Die klebstofffreie Massivholzplatte „GFM“ (gluefree Massive = Leimfrei Massiv). Die Diagonalplatte kommt ganz ohne Bauchemie, Ausdünstungen oder Folien aus und ist mit 30 mm Dicke doppelt so stark wie eine OSB-Platte und deutlich schneller zu verlegen, als eine aufwändige Brett-für-Brett-Verlegung. Sie besteht ausschließlich aus heimischem Weißtannenholz, das gesägt, gehobelt und getrocknet wird. Die multifunktionale Massivholzplatte kann als luftdichte Ebene, Dampfbremse, Dämmung und optisch sichtbar als abschließender Raumteiler oder durch die ansprechende Holzoberfläche direkt im Innenausbau eingesetzt werden.

Mitteldichte Faserplatte MDF-Platte

Für die Herstellung von Holzfaserplatten wird das Holz nochmals stärker zerkleinert als bei den Spanplatten. Die Weiterverarbeitung zu Platten kann in zwei verschiedenen Verfahren passieren. Im Nassverfahren ohne Bindemittel werden in erster Linie Weichfaserplatten hergestellt, die im Innenausbau als Schall- und Wärmedämmung oder als Dachschalung verwendet werden. Holzweichfaserplatten bieten nicht nur einen guten Schutz gegen winterliche Kälte sondern auch gegen sommerliche Hitze. Im Trockenverfahren mit Klebstoff wird beispielsweise die so genannte MDF-Platte (Mitteldichte Faserplatte), die in erster Linie im Möbel- und Innenausbau Anwendung findet, hergestellt.

Holzwerkstoffplatten aus Vollholz

Während Furnierhölzer wie Sperrholzplatten sich dadurch auszeichnen, dass die Furniere kreuzweise, also in wechselnder Faserrichtung miteinander verleimt werden, verlaufen die Fasern der 3- und 5-Schichtplatten alle in die gleiche Richtung. Auch die Leimholzplatte (Einschichtplatte), bei der die einzelnen Stäbe nebeneinander verleimt werden, gehört in diese Kategorie. Schichthölzer sind in ihren Eigenschaften dem Vollholz am ähnlichsten. Sie werden im Möbelbau gerne als Frontplatten oder massive Küchenarbeitsplatten eingesetzt.

Zementgebundene Holzwerkstoffplatten

Während alle bisher beschriebenen Holzwerkstoffe organisch gebunden werden, wird bei Holzwolleleichtbauplatten die langfaserige Nadelholzwolle mit mineralischem Zement gebunden. Vielfach werden die Platten auch als Heraklith-Platte (benannt nach dem führenden Hersteller) oder auf Grund der Optik als Sauerkrautplatte bezeichnet. Ihre Stärke liegt im sommerlichen Hitzeschutz und in ihrer schallschluckenden Wirkung.
Zementgebundene Spanplatten verfügen über hohe Wetterfestigkeit, Frostbeständigkeit und sind resistent gegen Pilze und Insekten. Sie eignen sich daher auch als Holzwerkstoffplatten, sogar im Sockelbereich.

Wohngesundheit

Grundsätzlich muss jeder Bauherr wissen, dass die Problematik ausgasender gesundheitsschädlicher Stoffe immer gegeben ist, wenn Kleber mit im Spiel sind. Auch wenn inzwischen Richtwerte, beispielsweise für Formaldehyd, relativ streng sind, kann es selbst bei der Verwendung emissionsarmer Platten (zu erkennen am Kürzel E1) bei der Verlegung größerer Mengen in einem Raum zu einem Problem für die Wohngesundheit werden.