Lehmsteine Vielfältiger und wohngesunder Lehmbaustoff im Innenbereich

© Jesús Dehesa - Trocknung von Lehmsteinen

Herstellung und Eigenschaften von Lehmsteinen

Lehmsteine können in drei verschiedenen Verfahren hergestellt werden: im Handstrich-, im Press- oder im Strangpressverfahren. Beim Handstrich- und im Pressverfahren wird der Lehm in Holz- oder Lehmformen gepresst und eingedrückt. Nach Abziehen der Oberfläche kann die Form abgenommen werden und die Steine können trocknen. Beim Strangpressverfahren werden die Steine vor dem Trocknen von einem Endlosstrang heruntergeschnitten. Lehmsteine werden also nicht gebrannt.

Wie alle Lehmprodukte verfügen auch Steine aus Lehm über Eigenschaften, die sich sehr positiv auf das Raumklima auswirken. So gilt Lehm als guter Wärme- und Luftfeuchtigkeitsspeicher. Die kapillare Leitfähigkeit von Lehmsteinen ist auch günstig bei Ausfachungen im Außenbereich. Allerdings sind sie empfindlich gegen ablaufendes Wasser und starke Durchfeuchtung. Sie müssen daher im bewitterten Außenbereich durch einen mineralischen Putz geschützt werden. Schwere Lehmsteine, auch Lehmvollsteine genannt, haben eine gute Schalldämmwirkung. Leichtlehmsteine hingegen erzielen durch ihr geringes Raumgewicht eine bessere Wärmedämmwirkung. Ihnen werden Zuschlagstoffe wie beispielsweise Strohhäcksel oder Holzspäne beigemischt. So wird der Lehmanteil reduziert und die Steine werden leichter. Der Lehmanteil kann nicht beliebig reduziert werden, da der Lehm auch als Kleber fungiert und dafür sorgt, dass der Stein nicht zerbröselt. Last but not least lässt sich der natürliche Baustoff Lehm sehr gut recyceln.

Anwendungen und Anwendungsklassen

Lehmsteine werden gerne für die Ausfachungen von Fachwerkkonstruktionen verwendet. Es können aber auch, je nach Anwendungsklasse, Außen- und Innenwände erstellt werden. Zudem eignen sich Lehmvollsteine zur Beschwerung in Holzbalkendecken, um den Luftschallschutz zu verbessern oder als Speichermasse, beispielsweise im Holzhausbau.

Lehmsteine werden entsprechend ihres Anwendungsbereichs und im Bezug auf die anstehende Feuchteeinwirkung also in verschiedene Anwendungsklassen (AK) unterteilt. Für ein verputztes, der Witterung ausgesetztes Außenmauerwerk von Sichtfachwerkwänden beispielsweise ist die höchste Anwendungsklasse Ia erforderlich. Notwendig sind hierfür ungelochte Vollsteine mit homogener Struktur, die ausreichend wasser- und frostfest sind und ein geringes Quellverhalten aufweisen. Ist das Fachwerk nicht sichtbar, reicht auch die AK Ib. Ist das Außenmauerwerk geschützt sowie für Innenmauerwerk, wird die AK II gefordert, bei Deckenauflagen oder Stapelwänden die AK III. Lehmsteine können bei ausreichender Festigkeit auch für tragendes Mauerwerk verwendet werden.

Durch die einfache Verarbeitbarkeit eignen sich die Steine sehr gut für Arbeiten in Eigenleistung. Das Mauern mit Lehmsteinen ist eine vergleichsweise kostengünstige Alternative gegenüber historischen Ausfachungstechniken, die mit hohem Arbeitseinsatz verbunden sind.

Grünlinge und Lehmziegel

Wer sich mit Mauersteinen aus Lehm beschäftigt wird feststellen, dass es verschiedene Begriffe gibt, die sich nicht so schnell zuordnen lassen. So werden stranggepresste Lehmsteine umgangssprachlich auch als Grünlinge bezeichnet. Sie müssen auf Grund ihrer Eigenschaften einer schlechteren Anwendungsklasse zugeordnet werden als formgepresste Lehmsteine. Der Begriff Lehmziegel, der einem auch immer wieder begegnet, sollte eigentlich vermieden werden, da dies zu Verwirrung führt, schließlich ist der Lehmstein ja gerade nicht, wie der Ziegel, gebrannt. Der Lehmbatzen wiederum ist ein noch ungeformter Lehmklumpen.

Die Bezeichnungen NF und DF stehen für Normalformat und Dünnformat und bilden die Berechnungsgrundlage im Mauermaß.

Lehmmörtel und Lehmputze

Lehmsteine werden mit Lehmmauermörtel vermauert. Bei Leichtlehmsteinen sollte entsprechend Leichtlehmmörtel verwendet werden. Für das Verputzen von Lehmsteinwänden können prinzipiell Lehm- oder auch Kalkputze zum Einsatz kommen. Welcher Putz der richtige ist und ob er mit oder ohne Putzträger aufgetragen werden muss, ist im Einzelfall zu entscheiden.