Studie zur Wohngesundheit Was wissen Verbraucher über gesundheitsschädliche Baustoffe

Baubiologen raten von Teppichen aus Kunstfasern ab, da diese teilweise hohe Schadstoffwerte aufweisen.

Zusammenfassung der Studie „Wohngesundes Deutschland“ 2018/2019

Welchen Wert legen Bauherren in Deutschland auf wohngesunde, nachhaltige und ökologische Materialien und Bauweisen? Das wollte Benz24 in einer Studie in Kooperation mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Innofact herausfinden. Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten befragte das Institut 1200 Wohneigentümer sowie 80 Experten/Baubiologen vom Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.V. über Baustoff-Kenntnisse, Kaufverhalten sowie Bedenklichkeitseinschätzungen.

Die Ergebnisse

Viele Befragte möchten wohngesund bauen und renovieren, wissen jedoch nicht wie und orientieren sich daher stark an Gütesiegeln.

Das Interesse an wohngesundem Bauen ist bei den Deutschen stark ausgeprägt. 80% der Befragten achten beim Kauf auf Wohngesundheit und Umweltverträglichkeit, dabei verlassen sich 63% auf Gütesiegel, die oft die einzige Orientierung bieten. Doch hier lauert die Gefahr: Viele Gütesiegel kennzeichnen keine wohngesunden Baustoffe, sondern sind oft von den Herstellern eigens vergebene Siegel die oft lediglich eine umweltfreundliche Herstellungsweise oder die Verwendung nachhaltiger Rohstoffe anzeigen.

Wohngesund und Ökologisch werden von Verbrauchern oft in einen Topf geworfen – Beispiel Tapeten und Holz

Besonders bei Tapeten wurde klar, dass ökologisch oft mit wohngesund gleichgesetzt  oder sogar verwechselt wird. Obwohl Tapeten einen guten Närboden für Schimmel bieten (siehe Ergebnisse weiter unten), werden sie gern von den Befragten verarbeitet und meist als unbedenklich eingestuft. Die Vermutung liegt nahe, dass ökologische Bestandteile in Tapeten diese als wohngesund erscheinen lassen. Ebenso beim Baustoff Holz. Auch wenn Holz mit Holzschutzmitteln behandelt wird und deshalb gesundheitsbedenkliche Emissionswerte auftreten können, wurde das Material meist als unbedenklich eingestuft.

Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen

Im Osten Deutschlands wird meist selbst Hand bei der Renovierung oder dem Neubau angelegt, im Westen werden eher Handwerker beauftragt. Die Ostdeutschen achten eher auf den Preis – im Westen ist ein höheres Nachhaltigkeitsbewusstsein zu erkennen.

Große Unterschiede bei der Wahrnehmung und Einschätzung von Elektrosmog

Kaum ein Verbraucher macht sich Gedanken über Elektrosmog. Wichtig sind ein schnelles Internet und moderne Geräte. Baubiologen jedoch warnen vor den Auswirkungen von Handy, LTE, 5G auf die Gesundheit. Zahlreiche Studien bestätigen, dass sich E-Strahlung negativ auswirken kann.

Auch bei den Wandfarben gehen die Meinungen stark auseinander

Verbraucher haben wenig Vertrauen in Dispersionsfarbe (28% als bedenklich) sowie Latexfarbe (37,5% bedenklich), dennoch schätzen 48,3% der Befragten Dispersionsfarbe und 49,8% Latexfarbe als unbedenklich ein. Kalk- und Lehmfarbe werden mit 62,8% sowie 65,5% als am unbedenklichsten bewertet.
Baubiologen sehen den Einsatz von Wandfarbe differenzierter, stimmen jedoch bei Dispersionsfarbe und Latexfarbe als „bedenkliche Farben“ überein. Lehm- sowie Kalkfarbe genießen zu 100% das Vertrauen von Experten im Hinblick auf Unbedenklichkeit.

Große Diskrepanz bei Innenwandputzen

Während die Befragten Dispersionsputz mit 35,9% als bedenklich einstufen, raten 86,3% der Baubiologen von diesem Putz ab. Der Gipsputz steht bei den Verbrauchern auf der Unbedenklichkeitsskala auf dem ersten Platz – 74,5% betrachten diesen als unbedenklich, gefolgt von Lehmputz auf dem zweiten Platz mit 73,5%. Hier besteht die größte Diskrepanz zwischen den beiden Gruppen. Baubiologen stufen Gipsputz mit 37,5% ebenfalls als bedenklichen Baustoff ein.

Bei Tapeten wird ökologisch mit wohngesund verwechselt

Alle Tapeten wurden von den Verbrauchern mit mehr als 40% als unbedenklich eingestuft. Am schlechtesten schnitt die Glasfasertapete ab, gefolgt von der Vinyl- und der Schaumtapete. Papier- und Raufasertapeten genießen mit 80% ein hohes Ansehen, vermutlich weil diese häufig selbst verarbeitet werden. Nahe liegt ebenso, dass die ökologische Herstellungsweise der Tapeten als wohngesund verwechselt wird.
Baubiologen stufen Schaum- und Vinyltapeten als bedenklich ein, Papier- und Raufasertapeten genießen jedoch mit je mehr als 80% ein recht hohes Ansehen. Die potenzielle Gefahr des Schimmelrisikos wird hier offenbar ausgeblendet.

Verbraucher schätzen Bodenbeläge als relativ unbedenklich ein – Baubiologen warnen vor Laminat

Während Verbraucher Laminat mit 72,9% als unbedenklich einstufen, raten 85% der Experten von diesem Bodenbelag ab, da hier gehäuft Formaldehyd nachgewiesen wird. Auch von Teppichböden aus Kunstfasern raten Experten ab, da hier ähnliche Bedenklichkeitswerte erreicht werden und sich Kunstfaser im schlimmsten Fall auflösen und so in den menschlichen Organismus gelangen kann.

Für Dämmstoffe ist eine Sensibilität vorhanden

Verbraucher schätzen Naturdämmstoffe als unbedenklich ein. Holzfaser liegt auf Platz ein, gefolgt von Jute und Stroh. Polyurethan, EPS sowie XPS werden eher als schadhaft eingestuft.
Die Meinung der Baubiologen deckt sich hier weitgehend mit der der Verbraucher: Auch hier werden die letztgenannten als bedenklich eingestuft.

Bauweisen werden grundsätzlich als relativ unbedenklich eingestuft

Verbraucher stufen Bauweisen als relativ unbedenklich ein. Am bedenklichsten wird die Massivbauweise mit Porenbeton eingeschätzt, dicht gefolgt von der Massivhausbauweise mit Kalksandstein und Dämmung.
Auch Baubiologen sehen die meisten Bauweisen als unbedenklich an, schätzen lediglich die Holzständerbauweise sowie die Massivbauweise aus Porenbeton als bedenklich ein. (Anmerkung der Ökologisch-Bauen Redaktion: vermutlich wird bei der Holzständerbauweise eine Behandlung mit Insektiziden oder die Dämmung mit Mineralwolle statt Naturfasern als bedenklich angesehen.)

Bei Fenstern gehen die Meinungen auseinander

Alle abgefragten Fenster erhalten bei den Verbrauchern einen Vertrauensvorschuss. Auf Platz eins liegen lackierte Holzfenster dicht gefolgt von Kunststoff-Aluminium-Fenstern.
Baubiologen sehen die Fensterthematik differenzierter: Am besten schneiden geölte Holzfenster ab, dicht gefolgt von Holz-Aluminium-Fenstern. Auf dem dritten Platz liegen lackierte Holzfenster.

Fazit

Das Thema Wohngesundheit ist nicht mehr nur ein Trend sondern in der breiten Bevölkerung angekommen und weiter am wachsen. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber und informieren sich entsprechend. Dies ist sicher auch die Auswirkung eines immer bewußteren Lebensstils sowie der Sorge um die eigene Gesundheit. Zahlreiche Studien bestätigen: Baustoffe sowie Materialien, die auf www.oekologisch-bauen.info vorgestellt werden wirken sich in Verbindung mit der Reduktion des Elektrosmogs dauerhaft auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus.