Durchatmen Moos als Luftverbesserer in Innenräumen

Eine einfache Pflanze erlebt eine regelrechte Renaissance

Im Wald gern gesehen, im eigenen Garten verpönt: Moos. Der unscheinbare Waldbewohner, der sicher schon den einen oder andenen Gartenliebhaber zum Verzweifeln gebracht hat, erlebt eine regelrechte Renaissance.

Moose lieben es, an schattigen und feuchten Orten zu vegetieren, sie sind in der Regel klein und wachsen relativ langsam. Am liebsten suchen sich die grünen Landpflanzen Standorte aus, die von anderen, höher wachsenden Pflanzen nicht besiedelt werden können, wie Felsen, Borken, Hölzer oder eben Waldböden. Moose sind natürliche, sogenannte Bioindikatoren, die Schadstoffe in der Umwelt anzeigen können wie beispielsweise die Übersäuerung von Böden und Gewässern, den Schwefelgehalt in der Luft und insbesondere Schwermetalle im Ökosystem. Zudem trägt Moos einen großen Teil dazu bei, Schadstoffe aus der Luft zu filtern und gefährlichen Feinstaub zu eliminieren.

Moose sind in der Lage, große Mengen an Kohlenstoffdioxid und Stickstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen und vorallem nicht wieder abzugeben – sie verdauen den Dreck regelrecht und sorgen so für gute Luft. Doch die gesäuberte Luft muss nicht vor der Haustüre bleiben – man kann sie sich auch direkt in die eigenen vier Wände holen: das flauschige Grün gedeiht nämlich auch im Innenbereich. Dank der enormen Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit können diese einfachen Organismen auf allen möglichen Oberflächen wachsen. Hinzu kommt: Moose besitzen keine Wurzeln, sondern lediglich Zellfäden, und verursachen dadurch, im Vergleich zu Efeu, keinerlei Schäden an Fassaden oder im Innenbereich. Mithilfe sogenannter „Rhizoide“ hält sich die anspruchslose Pflanze, die nur wenige Zentimeter hoch wird, an Wänden fest. Man kann also eine Wand bedenkenlos mit Moos bepflanzen!

Patrick Blanc entwickelte beispielsweise ein System, mit dem man Pflanzen ganz ohne Erde an Fassaden, Mauerwerk oder Raumteilern hochwachsen lassen kann. Der französische Botaniker gitl damit als Erfinder der vertikalen Gärten. Buchtipp: Die Natur in der Stadt.

Lebende Wände haben viele Vorteile: innen wie außen

Moss im Außenbereich verschönert nicht nur die Fassade, sondern wirkt auch wärmedämmend. Bis zu 20 Prozent sollen die Pflanzen an Fassaden die Dämmung verbessern. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Moos ist winterhart. Einziger Nachteil: Das Pflanzen und Pflegen einer lebenden Wand kann kosten- und zeitintensiv werden. Eine Variante ist, Pflanzen in mit Erde gefüllten Behältern zu stellen und regelmäßig zu bewässern. Auf Platten befestigte Moos“tapeten“, wie nahe der B14 in Stuttgart, sollen ganz ohne Befeuchtigungssysteme auskommen. Versuche laufen, Forscher beschäftigen sich schon damit, wie Pflanzen direkt auf Wänden wachsen können.

Doch nicht nur im Außenbereich kann Moos gute Dienste leisten. Da die immergrüne Pflanze keine schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt hat wie beispielsweise Schimmelpilzbildung, ist sie ideal geeignet, um in Räumen eingesetzt zu werden. Mittlerweile gibt es spezialisierte Hersteller, die bemooste Wände und Wandmodule anbieten.Wer also nicht selbst Hand anlegen und sich als kreativer Mooskünstler betätigen möchte, kann auf Systemlösungen zurückgreifen. Als begrünter Hingucker setzen beispielsweise Trägerplatten mit Moosflechten in Räumen Akzente und wirken luftreinigend. Wer sich jedoch seine Moos-Wand selbst erstellen möchte, geht einfach in der Natur auf die Suche und tut somit gleich doppelt etwas für die Gesundheit.