Ganzheitlich ökologisches Konzept Fotovoltaik-Fassade versorgt Hotel mit umweltfreundlicher Energie

Der technologische Fortschritt im Fotovoltaik-Modulbereich eröffnet ständig neue Möglichkeiten. Eine neue Errungenschaft der Technik ist es, Solaranlagen in Gebäude zu integrieren und Gebäudeflächen so nutzbar zu machen für die Stromerzeugung. Die hinterlüftete Fotovoltaik-Fassade gewinnt dabei an besonderer Bedeutung, da sie umfassende Energiekonzepte zulässt. Ein schön umgesetztes Beispiel hat 2017 am Bodensee eröffnet: Ein Hotel, das ehemals ein Wasserturm war.

Mehr Strom erzeugen als verbrauchen

Die Vorteile einer hinterlüfteten Fotovoltaik-Fassade kann man sehr gut in Radolfzell begutachten: 700 Fotovoltaik-Glaspaneele erzeugen an einem Hotelhochhaus rund 39000 kWh Strom im Jahr. Das ist mehr, als der ehemalige Wasserturm eines alten Milchwerks selbst an Energie verbraucht (zum Vergleich: eine vierköpfige Familie verbraucht durchschnittlich in etwa 4500 kWh Strom pro Jahr). Dazu kommt, dass das System zusätzlich dämmt und die historische Bausubstanz schützt.

Ganzheitlich ökologisches Nutzungskonzept als Modellprojekt vom Bundesumweltministerium gefördert

Der mehr als 50 Meter hohe „aquaTurm“ strahlt als zweitgrößtes Gebäude der Stadt über den Bodensee hinweg und wurde als Modellprojekt vom Bundesumweltministerium gefördert. Vor den 14 Geschossen des spiegelnden Hotelturms unterstreichen zudem neun Elektrotankstellen für Autos und E-Bikes das ökologische Nutzungskonzept. Zum ganzheitlichen Konzept gehört auch die Energiegewinnung aus Windkraft, Solar- und Geothermie, wobei die Geothermie die Temperatur des Grundwassers nutzt um das Gebäude sowohl zu heizen als auch zu kühlen. Doch damit nicht genug: Im Rahmen des umfassenden Nachhaltigkeitskonzepts kamen ausschließlich ökologische Baustoffe und möglichst nur lokale oder regionale Firmen zum Einsatz.

Speziell entwickelte Fenster liegen deutlich unter dem Passivhausstandard

Die in einem nahegelegenen Betrieb speziell entwickelten Fenster unterbieten beispielsweise den Passivhausstandard um weitere 30 Prozent. Moderne Lüftungsanlagen sorgen dafür, dass ständig frische, feinstaub- und pollenfreie Luft in die Zimmer strömt, wobei mehr als 90 Prozent der Wärme aus der verbrauchten Luft wieder zurückgewonnen wird. Aufgefangenes Regenwasser dient zur Toilettenspülung und das Interieur des Hotels besteht aus Echthölzern, Natursteinen und recycelten Holzwerkstoffen. Auch die Wandgestaltung kann sich sehen lassen: Alle Wände wurden mit Kalk und Ton verputzt. Der Gefahr der Kondensbildung im nicht beheizten Treppenhaus begegneten die Planer mit einem mineralischen Regulierungsputz, der selbst Lehmputze um mehr als 50 Prozent in der Fähigkeit übertrifft, Feuchtigkeit aufzunehmen, zwischenzuspeichern und beim Lüften schnell wieder abzugeben.

Während der nächsten drei Jahre wird das Projekt begleitet und die Energieverbräuche gemessen und überwacht.